Kreativer Kopf: Céline vom Letterpressatelier “Poule Folle” erzählt, wie es so ist, selbstständig zu sein und warum sie es nicht mehr missen möchte. Zum Schluss macht sie eine Liebeserklärung. An wen nur?

Heute sind wir zu Besuch bei Céline Hermel, dem charmanten und kreativen Kopf hinter dem Stuttgarter Atelier für Letterpress & Design Poule folle und dem gleichnamigen OnlineshopCéline ist eine tolle Powerfrau: Die sympathische Halbfranzösin hat es in Windeseile geschafft, in der Stuttgarter bzw. deutschen Kreativenszene Fuss zu fassen und beglückt seitdem Unternehmer, Selbstständige, Blogger, Brautpaare, Jungeltern etc. mit ihren wunderschönen Drucken.
Wie sie das gemacht hat und wie das Leben als Selbstständige so ist, erzählt sie uns im Interview. Viel Spaß beim Lesen!

Liebe Grüße,
Kaddi 

Presse_4Liebe Céline, 2013 hast du im Stuttgarter Heusteigviertel dein Atelier für Letterpress & Design eröffnet. Erzähl doch mal: Wie kam es dazu, war das schon immer ein Traum von dir?
Schon sehr lange ja. Nachdem ich das „ausbeuterische Agentursleben“ regelrecht satt hatte, stieg die Motivation und der Wille meinen Traum zu verwirklichen. Also bewarb ich mich kurzerhand in den USA und kümmerte mich gleichzeitig um ein Visum. Nachdem das Bewerbungsgespräch über Skype mit Arley und Morgan von den Ladyfingers Letterpress zu einer einstündigen Plauderei mutierte stand fest, dass die Wellenlänge stimmt und ich sobald ich kann rüberfliege, um bei Ihnen zu lernen und Ihnen gleichzeitig unter die Arme zu greifen. Es war eine unvergessliche Zeit für mich, ich habe sehr viel gelernt und vor allem hat sich mein Wunsch ein eigenes Business auf die Beine zu stellen verstärkt. Zurück in Deutschland, den Koffer voller Werkzeuge und den Kopf voller Wissen und Tatendrang, eröffnete ich dann endlich mein Atelier für Letterpress & Design in Stuttgart.

Ich war selbst schon in deinem Atelier und hab mich sofort total wohl bei dir gefühlt. Wie läuft’s denn im Moment? Was sagen die Schwaben zu „Poule folle“?
Oh ja, ich hatte mich sehr über Deinen Besuch gefreut. Dass du dich wohl gefühlt hast, freut mich sehr, denn das ist mir wirklich wichtig. Ich merke immer mehr, wie “poule folle ” sich im Städtle herumspricht, es läuft derzeit ganz gut. Aktuell kann ich keine neuen Aufträge für die nächsten Wochen annehmen, ich denke das ist ein gutes Zeichen ☺

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Apropos „Poule folle“ („verrücktes Huhn“). Wie kamst du auf den Namen?
Der Name rührt aus meiner Schulzeit. Meine Freunde und meine Mutter nannten mich sehr oft “verrücktes Huhn”. Meine französischen Wurzeln und die Tatsache, dass das alles irgendwie verrückt von mir ist, haben mich in der Entscheidung bestärkt, mein Label so zu nennen,  denn auf französisch hört es sich einfach schöner an.

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Den Entschluss zu fassen, sich selbstständig zu machen, jede Menge Papierkram zu bewältigen und dann wirklich einen Laden zu eröffnen, das stelle ich mir sehr schwierig und anstrengend vor. Wer oder was hat dir bei der Entschlussfindung und Umsetzung geholfen?
Ich habe schon immer gerne für mich gearbeitet und eigene Produkte gestaltet und hergestellt. Ob genäht oder bedruckt, für Papeterie schlug mein Herz aber schon immer. Wie oben schon erwähnt haben es mir meine ersten Erfahrungen nach dem Studium in diversen Agenturen um einiges erleichtert diesen Traum zu verwirklichen. Auch wenn es Ausnahmen gibt, ist es doch meist die Regel in der Branche, dass man schlecht bezahlt wird, tägliche Überstunden eine Selbstverständlichkeit und Wertschätzung seiner Arbeit Mangelware sind. Es mag vielleicht etwas esotherisch und plump klingen, aber ich war mir einfach zu schade dafür. Wenn ich schon so viel arbeite, dann lieber für mich selbst. Mittlerweile arbeite ich zwar soviel wie noch nie, aber dafür auch mit soviel Herzblut wie noch nie.

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Eine gute Freundin träumt grad davon, sich selbstständig zu machen. Hast du Tipps für sie und für diejenigen unter meinen Leser, die auch mit diesem Gedanken spielen?
Die Geschäftsfrau in mir würde raten die Geschäftsidee genau zu durchdenken, bestenfalls einen Business Plan aufzustellen und zu schauen, hatte jemand schon dieselbe Idee bzw. wo befindet sich der nächste Kollege. Wie sieht der Markt aus und besteht Bedarf an meinem Produkt.
Die andere Seite in mir folgt einfach nur dem Herzen, dem Bauchgefühl und der Überzeugung, dass es klappen wird, was sicherlich Vielen als äußerst naiv erscheint.
Wer den vollständigen Absprung noch nicht wagen möchte, könnte nebenberuflich testen, wie es sich anfühlt selbständig zu sein und ob Interesse am Produkt oder der Dienstleistung besteht und vor allem wie es ankommt. Am Anfang reicht es meist, sich erst mal als Kleinunternehmer zu versuchen.
Deiner Freundin möchte ich noch unbedingt sagen: Geh deinen eigenen Weg und bleib dir treu!

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Wie lebt es sich denn nun so als Selbstständige? Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?
Wie oben schon erwähnt, arbeite ich als Selbständige so viel wie noch nie. 12 Std am Tag sind eher die Regel als die Ausnahme. Man muss an so Vieles denken, es erfordert Disziplin, Durchhaltevermögen, eine Menge Nerven und Zeit. Das darf man nicht unterschätzen, denn nicht umsonst heißt es : “Selbst und ständig”. Klarer Vorteil ist dafür die freie Zeiteinteilung. Diese möchte ich nicht mehr missen und empfinde es als großen Luxus, besonders wenn man einen anderen Rhythmus hat. Zum Beispiel fällt es mir abends viel leichter zu gestalten als morgens.
Ich brauche ein ausgiebiges Frühstück, um gut in den Tag zu starten. Dann wird der Kalender gecheckt und meist bearbeite ich dann erst einmal ein paar Mails, tätige Bestellungen oder erledige andere Dinge wie Postgänge, hole Papier ab o.ä. Anschließend gehe ich ins Atelier. Entweder wird dann gedruckt, Angebote geschrieben, Designs angefertigt oder Kundenmeetings abgehalten. Nach einer Pause mit Abendessen heißt es dann Homeoffice, Kalender aktualisieren, Rechnungen bezahlen usw.

Ich folge dir ja z.B. bei Instagram und kann dort auch immer mitverfolgen, wie viel du arbeitest und was für tolle Projekte du so umsetzt. Woher bekommst du die Kraft und die Inspirationen dafür?
Ganz einfach: Ich brenne für das, was ich mache. Es macht mir viel Spaß neue Produkte und Designs auszutüfteln, sei es mit den Kunden für ihre individuelle Papeterie oder für eigene Produkte. Meine Zeit bei Ladyfingers Letterpress hat mich in dem Sinne auch geprägt, dass keine Idee oder Farbkobination zu verrückt ist und es sich lohnt auszuprobieren. Offen zu sein für jede Idee, jedes Material und jede Form ist meine Devise.

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Zum Schluss noch kurz: Wenn du deiner Letterpress eine Liebeserklärung machen müsstest, was würdest du ihr dann sagen?
Du meinst meiner Druckpresse? Gute Frage … ☺ Es war Liebe auf den ersten Blick, nicht umsonst habe ich  dich so weit reisen lassen. Du lässt all meine Designs zum Leben erwecken und verleihst Ihnen den letzten Schliff. Du bist so hübsch und machst Dich prima im Mittelpunkt … sowas in der Art 😉

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Liebe Céline, vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, um meine Fragen zu beantworten und tausend Dank für die tollen Einblicke!

Foto Credits: Erika Martins

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5 Comments

  1. Céline 31/03/2015

    Ich danke Dir für Dein Interesse und die Fragen, es war mir eine Freude :)

    Antworten
  2. Tinette 31/03/2015

    Liebe Kaddi, liebe Céline!
    was für ein toller Artikel, was für ein sympathisches Interview. Céline ist ja echt eine Powerfrau. So viel Energie, so viel zu tun und trotzdem/ oder gerade deswegen (?) so viel Freude dabei, das ist herrlich und inspiriert mich total, denn ich überlege auch gerade ein Dawandashop zu eröffnen!
    Danke für diese Inspiration.

    Liebste Grüße von
    Tini

    Antworten
  3. Daniela 31/03/2015

    Hey ihr beiden!
    Beide Daumen hoch für dieses Interview. Auch ich überlege gerade mich selbstständig zu machen und bin für Artikel wie diesen sehr, sehr dankbar, weil ich kaum Leute kenne, die sich selbstständig gemacht haben und die mir Tipps oder Einblicke geben können.
    Célines Weg ist wirklich ein Träumchen und ich bewundere ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen für diese Entscheidung, die sich ja wirklich gelohnt hat.
    Beim Onlineshop schau ich jetzt auch mal sofort vorbei.

    Habts noch gut, liebste Grüße,
    Daniela Groccia

    Antworten
  4. Katimakeit 01/04/2015

    Sehr schön!
    Ich freu mich auf meinen Besuch!

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  5. Christine CHRISTIN 01/04/2015

    Bravo Céline. Ton succės est mérité.

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